Menu Close

Trauriges Jubiläum in Bayern

Hakenkreuz rot durchgestrichen
Hakenkreuz rot durchgestrichen
Foto: Pixabay Peter Lomas

München (kobinet) Heute, am 30. November jährt sich ein furchtbares Ereignis zum 80sten mal. Das bayerische Innenministerium erließ 1942 den sogenannten „Hungerkost-Erlass“. In psychiatrischen Anstalten und ähnlichen Einrichtungen wurden Tausende Psychiatrie-Patienten und andere Menschen mit Behinderung auf diese Weise ermordet.

Nachdem die Aktion T4 im August 1941 eingestellt worden war, bei der Menschen mit Einschränkungen in grauen Bussen zur Tötung abgeholt wurden, brauchte es nach der Ideologie der Nationalsozialisten eine andere Methode um „nutzlose“ Psychiatrie-Patienten ums Leben zu bringen. Die T4 Aktion erregte zu viel Aufsehen bei der Bevölkerung. Daher erlies das bayerische Staatsministerium des Inneren eine Anweisung an Heil- und Pflegeanstalten die Verpflegung zu verändern.

„Im Hinblick auf die kriegsbedingten Ernährungsverhältnisse und auf den Gesundheitszustand der arbeitenden Anstaltsinsassen lässt es sich nicht mehr länger verantworten, dass sämtliche Insassen der Heil- und Pflegeanstalten unterschiedslos die gleiche Verpflegung erhalten ohne Rücksicht darauf, ob sie einerseits produktive Arbeit leisten oder in Therapie stehen oder ob sie andererseits lediglich zur Pflege in den Anstalten untergebracht sind, ohne eine nennenswerte nutzbringende Arbeit zu leisten.“ heißt es in der Anordnung aus München.

Der Erlass wurde vom Leiter der Abteilung Gesundheitswesen Dr. Walter Schulze unterzeichnet, der die Anstaltsdirektoren anwies unverzüglich mit den „entsprechenden Maßnahmen“ zu beginnen. In der Folge wurde die Kost in den Einrichtungen auf eine „fettlose Sonderkost“ umgestellt. Als Vorbild diente die Maßnahme des Direktors der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren Valentin Faltlhauser, der bereits 1941 mit der reduzierten Ernährung in seiner Anstalt begonnen hatte. Außerdem referierte dieser über seine Erfahrungen bei einer Konferenz von Anstaltsdirektoren unter der Anwesenheit von Schultze am 17. November 1942. Dieses Treffen diente vermutlich als Vorlage für den „Hungererlass“, der das Hungersterben von unzähligen Menschen mit Behinderung zur Folge hatte. Der 30. November ist somit ein besonders bitterer Tag in Bayern.