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Kunst gibt mir Sinn und ist mein Ziel

Gang im Seehotel mit Bilder an den Wänden und Personen, die sich die Bilder ansehen
Ausstellung der Werke von Fabian Wilken im Seehotel Rheinsberg
Foto: Seehotel Rheinbergs / Sebastian Weinert

RHEINSBERG (kobinet) Im Seehotel Rheinsberg der Fürst Donnersmarck ist seit dem 16. März eine Werkschau des Malers und Bildhauers Fabian Wilken zu sehen. Wilken wurde 1971 in Berlin in einen Künstleraushalt geboren und wurde früh dazu angeregt, sich mit Malerei, Zeichnung und Bildhauerei zu befassen. „Kunst gibt mir Sinn und ist mein Ziel“ war für Fabian Wilken Lebensmotto. Eine Auswahl seiner Werke ist bis auf Weiteres im Seehotel Rheinsberg zu sehen.

Wer sich diese Bilde ansieht, lernt die Werke eines Mannes kennen, der im Alter von zehn Jahren mit seiner Mutter nach Paris gezogen war. Neben der Kunst sind es die französische Sprache und Kultur, die sein Leben prägte. Nach dem Abitur an der deutschen Schule kehrte er nach Berlin zurück und studierte Rechtswissenschaften und Französisch. Bald jedoch setzte sich seine künstlerische Ader durch: 1992 wurde er an der Hochschule der Künste (HDK) aufgenommen und studierte bei Prof. Wolfgang Petrick Bildende Kunst auf Lehramt mit dem Nebenfach Französisch. Ab 1999 war er sein Meisterschüler.

Mehrere Hochschullehrer erinnern sich später, darüber nachgedacht zu haben, ihm den Wechsel in die riskantere Laufbahn des ‚freien Künstlers‘ zu empfehlen. Fabian Wilken blieb jedoch beim Lehramtsstudium, legte seine Staatsexamina ab und unterrichtete ab 2005 an einem Hannoveraner Gymnasium.

Im Mai 2008 erlitt er mit 37 Jahren auf einer Klassenfahrt einen schweren Schlaganfall. Seither war er rechtseitig gelähmt, saß im Rollstuhl, hatte eine Wahrnehmungseinschränkung der rechten Raumhälfte und eine Sprachstörung (Aphasie). Doch schon in der ersten Phase seiner Rehabilitation in der Klinik Beelitz-Heilstätten fing er wieder an zu malen – nun jedoch mit der linken Hand. Am Anfang standen Zeichnungen von Blumen in Kreide und Kohle. Schnell folgten kleinformatige Gemälde der ländlichen Umgebung in Acryl. Nach der Rehabilitation in Beelitz wechselte Fabian Wilken nach Berlin. Zuerst lebte er in einer Wohngemeinschaft in der Lietzenburger Straße, dann zog er in das P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation der Fürst Donnersmarck-Stiftung in Berlin-Frohnau.

An beiden Wohnorten setzte er seine Malerei fort, in immer größeren Dimensionen und mit immer größerer künstlerischer Freiheit. So entstanden beispielsweise Gemälde von erinnerten Landschaften im Format 80 x 100 Zentimeter im Duktus der Bilder von William Turner. Sie waren das maximale Format, das er im Rollstuhl sitzend bewältigen konnte. Zusehends entfaltete Fabian Wilken in Frohnau seine künstlerische Kraft. Obwohl er in seiner Bewegung beeinträchtigt und zeitlich durch Therapien begrenzt war, entstanden ab 2010 zahlreiche Arbeiten. Der Grad ihrer Abstraktion stieg dabei zusehends. Fabian Wilken experimentiert mit Malgründen und Farben. Aber auch Tusche, Stifte, Kohle, Acylfarben und andere Materialien kamen zum Einsatz. Auch Skulpturen aus glasiertem Ton gehörten zu seinem künstlerischen Programm. Einige von ihnen erinnern an frühere Arbeiten vor dem Schlaganfall. In anderen entfaltete er auch hier eine für ihn völlig neue, expressiv-bunte und abstrakte Ausdrucksform.

Im August 2018 war Fabian Wilken in Berlin Frohnau verstorben. Wer in der nächsten Zeit in Rheinsberg sein wird, hat also Gelegenheit, die Werke eines Künstlers und seines bewegten Leben im Seehotel Rheinsberg kennen zu lernen.