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Protestaktion für barrierefreien Verkehr in Lüneburg

Bahn-Aktion in Lüneburg am 3.12.22
Bild von der Bahn-Aktion in Lüneburg am 3.12.22
Foto: Lüneburg barrierefrei

Lüneburg (kobinet) Mittels einer spontanen Protestaktion machten Aktivist*innen am Lüneburger Bahnhof am 3. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, auf Barrieren im öffentlichen Verkehr aufmerksam. Unter dem Motto #BarrierenBrechen sollen Aktionstage vom 3.-13. Dezember zeigen, mit welchen Hürden Menschen im Rollstuhl, mit Kinderwagen, Gehhilfe oder anderen Einschränkungen zu kämpfen haben.

Auf Barrieren im Bahnverkehr wiesen die Initiative Lüneburg Barrierefrei und die Aktionsgruppe Rollfender Widerstand, unterstützt von FUSS e.V. Lüneburg, hin. Auf einem Bahnsteig im Bahnhof Lüneburg protestierten sie an der Fernzugtür am Bahnsteig mit Plakaten und Transparent: “Bahn für Alle – die Stufen müssen weg”, “Stell dir vor… Jederzeit spontan Bahnfahren möglich dank Barrierefreiheit”, “Fight ableism”. Drei Stufen versperren den Zugang zum ICE

„Denn immer noch sind ICEs nur über Stufen erreichbar. Diese drei Stufen bedeuten für Rollstuhlfahrer:innen, dass eine Reise mindestens 24 Stunden vorher bei der Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ – https://www.bahn.de/service/individuelle-reise/barrierefrei) angemeldet werden muss, um Hilfe beim Ein-, Um- oder Aussteigen zu erhalten – zum Beispiel einen Hublift für den Rollstuhl. Anreise, Abholung und Begleitung – alles muss im Vorfeld organisiert werden. Und dann ist nicht sicher, ob die Hilfe vor Ort wirklich da ist. Zum Beispiel kann es sein, dass wegen Personalmangel keine Umstiegshilfe möglich ist. Die Bahn bestellt weiterhin neue ICE mit Stufen – trotz Kritik Betroffener und ihrer Verbände“, heißt es in einem Bericht der Veranstalter.

In Lüneburg waren Menschen, die keine Treppen steigen, monatelang aufgrund eines defekten Aufzuges von wichtigen Verbindungen ausgeschlossen. Mit dem Erreichen des Gleises sind zudem längst nicht alle Hürden überwunden. Viele Züge haben Stufen und keine funktionierende Rampe – insbesondere im Fernverkehr. Menschen mit Behinderung können deshalb nicht spontan reisen. “Wir wollen keine Fahrgäste dritter Klasse sein. Wir wollen gleichen Zugang zum öffentlichen Verkehr für alle. So wie es gesetzlich vorgeschrieben ist”, erklärt Cécile Lecomte, Sprecherin von Lüneburg Barrierefrei und aktiv bei Rollfender Widerstand.

Aktionstage #BarrierenBrechen vom 3.-13. Dezember 2022

Die Protestierenden sind dem Aufruf “#BarrierenBrechen” der Aktionsgruppe Rollfender Widerstand gefolgt. Unter #BarrierenBrechen sollen Betroffene und Engagierte auf Barrieren in allen Lebensbereichen – nicht nur im ÖPNV – aufmerksam machen. Die Beiträge werden online gesammelt und veröffentlicht.

Link zum kobinet-Bericht vom 3. Dezember 2022 über die geplanten Aktionen

Hintergrund:

Leben mit Behinderung – mehr Menschen betroffen, als man denkt

– Mehr als jede dritte Person in Deutschland lebt mit Beeinträchtigungen.

– Jede zehnte Person(!) in Deutschland ist schwerbehindert. Von den Menschen über 64 ist es jede vierte Person!

– Im öffentlichen Raum besonders störend: Gesperrte oder zugestellte Wege, schlechter Straßenbelag, Stufen und Treppen.

– Auch Menschen ohne Behinderung sind irgendwann vielleicht auf Barrierefreiheit angewiesen. Denn: Nur vier Prozent aller Behinderungen sind angeboren. Häufig lösen Krankheit, Unfall, Alter eine Behinderung aus.

– Der öffentliche Nahverkehr sollte – gesetzlich vorgeschrieben – in ganz Deutschland ab 1. Januar 2022 barrierefrei sein. Die Umsetzung fehlt.