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49-Euro-Ticket: Aktion Mensch fürchtet Diskriminierung von Menschen mit Behinderung im ÖPNV

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Foto: Aktion Mensch

Bonn (kobinet) Bund und Länder haben sich auf ein 49 Euro teures Deutschlandticket für den ÖPNV geeinigt. Die Aktion Mensch begrüßt den Schritt, Menschen finanziell zu entlasten und ihnen klimafreundliches Reisen zu ermöglichen. Die Sozialorganisation appelliert gleichzeitig dringend, die Belange von Menschen mit Behinderung in den weiteren Planungen zu berücksichtigen. Sie fürchtet aus verschiedenen Gründen weitere Diskriminierungen von behinderten Mensceh im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Überfüllte Züge und Bahnhöfe gefährden Barrierefreiheit

„Während der Zeit des 9-Euro-Tickets hatte ich ständig Angst, mein Reiseziel nicht zu erreichen“, erzählt Jerôme Laubenthal. Der 26-jährige Saarländer ist aufgrund einer Zerebralparese auf einen Rollstuhl und die Unterstützung durch eine Begleitperson angewiesen. „Die Bahnhöfe waren ständig überfüllt und die Aufzüge überlastet“, erzählt Jerôme Laubenthal. „Und wenn ich es dann zur Bahn geschafft habe, hatte ich Angst, mit meinem Rollstuhl nicht mehr in den Zug rein- oder wieder herauszukommen.“ Dabei erlebte er oft Diskriminierung. Zugbegleiter*innen wollten ihn nicht mitnehmen, weil er mit seinem Rollstuhl zu viel Platz wegnehme. Jerôme Laubenthals Erfahrungen werden im aktuellen Inklusionsbarometer Mobilität der Aktion Mensch bestätigt. Demnach fühlt sich fast jeder dritte Mensch mit Behinderung von baulichen oder physischen Barrieren in der Mobilität eingeschränkt.

Doch nicht nur für Jerôme Laubenthal sind überfüllte Züge und Bahnhöfe ein Problem. Auch Senior*innen mit Rollatoren, Eltern mit Kinderwagen und Menschen mit Assistenzhunden benötigen ausreichend Platz in den Zügen und Bahnhöfen. Für Menschen mit Autismus oder psychischen Erkrankungen stellen stressige Situationen mit vielen Umweltreizen eine extreme Belastung dar. Laut Inklusionsbarometer Mobilität ist zudem nur jede zweite Person in Deutschland – unabhängig ob beeinträchtigt oder nicht – in der Lage, Hinweisschilder und/oder Lautsprecheransagen zu verstehen.

„Viele dieser Erkenntnisse sind nicht neu. Dennoch werden Menschen mit Behinderung viel zu selten in weitere Planungen zu Mobilitätsmaßnahmen mit einbezogen. Das ist jetzt auch rund um die Einführung des 49-Euro-Tickets zu befürchten. Es müssen alle Menschen gleichermaßen von einem günstigen Nahverkehr profitieren“, sagt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Ich habe Angst, dass es mit Einführung des 49-Euro-Tickets zu ähnlichen Zuständen kommt wie beim 9-Euro-Ticket“, erklärt Jerôme Laubenthal.

Das Inklusionsbarometer Mobilität in voller Länge, Fotos und Grafiken finden Sie unter www.aktion-mensch.de/presse